Es war ein warmer und herzlicher Empfang beim Bayerischen Rundfunk, BR, in München-Freimann. Am 11. April zeigte der Frühling sein freundliches Gesicht, die Sonne strahlte vom Himmel, und der Bayerische Rundfunk stellte nicht nur seinen prächtigen neuen Studio- und Tagungsraum zur Verfügung, sondern auch die Intendantin nahm sich Zeit zum Austausch mit den Frauen aus den evangelischen und katholischen Frauenverbänden. Eingeladen hatten unter dem Titel „Berichte von dahoam & anderswo“ Rundfunkrätin Bärbel Benkenstein-Matschiner von der AG Katholischer Frauen in Bayern und Johanna Beyer, ihre Ratskollegin von den Evangelischen Frauen in Bayern.
Unter dem Titel „Aktuelles und Perspektiven des Bayerischen Rundfunks“ formulierte die Intendantin Dr. Katja Wildermuth fünf Thesen zur Situation des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
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Ein politisch und ökonomisch unabhängiger Journalismus sei für die Demokratie notwendig. Diese Unabhängigkeit werde über den Rundfunkbeitrag und die Art und Weise seiner Ermittlung im KEF-Verfahren (KEF: Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) gesichert.
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Das Vertrauen in den Informationsraum der Rundfunkanstalten als in einen faktenbasierten Qualitätsjournalismus – nicht von Algorithmen getriebene Informationen - sei wichtig.
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Die Zukunft der ARD liege in der Regionalität und im Digitalen. Hier führte die Intendantin aus, wie stark der regionale Bezug beim Bayerischen Rundfunk ausgebaut sei, die fünf Regionalstudios (Der BR in den Regionen: Unsere Studios in ganz Bayern | BR.de) und die 30 regionalen Korrespondentenstudios (Regionale Berichterstattung : Unsere Studios | Der BR | inhalt | Unternehmen | BR.de).
Da traditionelle lineare Ausspielwege oft ähnliche Zielgruppen erreichten, sei es bedeutsam unter dem Auftrag - Angebote für alle zu machen und dabei insbesondere die Generationengerechtigkeit zu berücksichtigen - im digitalen Bereich zu wachsen. -
Medienkompetenz stellt ein wichtiges Aufgabenfeld dar, denn ein riesiger Anteil der Bevölkerung fürchtet durch Desinformation eine Spaltung der Gesellschaft, führte Frau Wildermuth aus. Deshalb seien die Bildungsanstrengungen des BR insbesondere im schulischen Bereich enorm, es gibt eine große Vielfalt von Angeboten für Schulen, Schulklassen, Schüler:innen und Lehrer:innen. Ziel sei es, jeden zweiten Schüler bzw. jede zweite Schülerin im Laufe ihrer/seiner Schulzeit zu erreichen. Als Medienkompetenzzentrum zeichnet sich eine Zukunft des Rundfunkhaus-- München-Hauptbahnhof ab.
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Auch die Notwendigkeit zu sparen sei unabweisbar. Eine Ressource sei dabei die Zusammenarbeit in der ARD, die auf verschiedenen Feldern bereits erfolgreich gestartet sei und weiter ausgebaut werde. Und bei den anstehenden Transformationen gelte es die Mitarbeitenden mitzunehmen, beispielsweise über Qualifizierungen, aber auch für die Zukunft neue Mitarbeitende zu gewinnen.
Dieser Input löste angeregte Diskussionen aus, es gab Rückfragen und Statements zum Vortrag und vereinzelt auch Fee back zum Programm bzw. einzelnen Beiträgen des BR. Mit viel Applaus und einem herzlichen, süßen Dank wurde die Intendantin Dr. Katja Wildermuth nach ca. 1 ½ Stunden verabschiedet.
Mit Spannung erwartet wurde auch der zweite Teil der Veranstaltung, der darüber hinaus auch ein Highlight bot. Unter dem Titel „Frauenpower aus der Ferne – Auslandskorrespondentinnen“ öffnete Eva Corell, Leiterin der BR Auslandsstudios, das Fenster zur Welt.
Weltkarten mit den Auslandsstudios der ARD und den Berichtsgebieten, gaben einen ersten Überblick. Die ARD-Anstalten teilen sich diese Welt auf. Zunehmend spielen Frauen bei den Berichtenden eine deutlich sichtbare Rolle, das ist in den Nachrichtensendungen und ebenso in den Weltspiegelbeiträgen wahrzunehmen. Auch Frau Corell hat Auslandserfahrung als Korrespondentin aus Peking.
Die Auslandsstudios, die der BR besetzt sind Wien, Rom, Istanbul und Tel Aviv.
Dabei umfasst beispielsweise das Studio Wien auch die Berichtsregion des Balkans und das Studio Istanbul berichtet u.a. auch aus dem Iran. Die Zuhörerinnen erfuhren Näheres über die Auswahl und die Schulungen von Auslandskorrespondenten; das betrifft nicht nur Sprachkenntnisse und Spracherwerb, sondern auch Sicherheitsschulungen spielen eine immer wichtigere Rolle. Das gilt insbesondere mit Blick auf die konfliktreichen Regionen wie Türkei und Iran sowie Israel und Palästina aus denen hervorragende Frauen als BR-Korrespondentinnen die Lage schildern. Und der Anteil an Frauen, die aus der Ferne berichten, nimmt zu und das wird erfolgreich gefördert, sagte Eva Corell nicht ohne Stolz. Auslandsberichterstattung ist schon lange keine Männerdomäne mehr, nicht nur deshalb gewinnen Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie an Gewicht.
Und die Tagungsteilnehmerinnen konnten sich vom Berufsalltag einer Auslandskorrespondentin ein eigenes Bild machen, Sophie von der Tann, BR-Journalistin in Tel Aviv und bereits mit Preisen geehrt, wurde direkt in den Tagungsraum zugeschaltet. Sie wurde herzlich begrüßt und stellte sich den Fragen des Auditoriums. Es ging um Wissensdurst und Offenheit für fremde Kulturen und das schon früh entdeckte Interesse an dieser Region. Sie wurde gefragt, wie sie das Spannungsverhältnis von journalistischer Neugier und gutem Risikomanagement erlebe und wie das ganze Leid in Israel und Palästina nach dem Überfall der Hamas und dem folgenden Krieg auszuhalten sei. Da helfe Professionalität, die Kollegen und Kolleginnen vor Ort und der gesamte Rückhalt und Support im BR. Und wir erfuhren, dass es auch Phasen gibt, in denen der räumliche Abstand hilft. Für den Film über junge Palästinenser fand der Filmschnitt in Berlin statt, dies bedeutet eine Pause von dem unmittelbaren Konflikt.
Dieser Einblick in das Management der Auslandsstudios im Bayerischen Rundfunk, der auch sehr konkret wurde durch die Live-Schalte, war ein Höhepunkt der Rundfunktagung. Deutlich wurde an diesem Nachmittag wie spannend, aber auch aufwendig eine Berichterstattung ist, die Fakten recherchiert, Fremdes, Unbekanntes oder Neues einordnet und dem Publikum – d.h. uns allen - nach Hause bringt.
4.05.2025 Johanna Beyer